Aachen, 4. VII. 05

Lieber College!

Ihre eben erhaltene Zusendung erinnert mich daran, daß ich Ihnen ein Wort über ein Ereignis der letzten Tage schuldig bin, umso mehr als Sie wohl der Urgrund dieses Ereignißes sind.

Röntgen telegraphirte Donnerstag an mich wegen Vita, Verzeichnis der Publikationen etc. Es scheint also in München etwas los zu sein. Sonst habe ich nichts gehört.

Wenn Sie etwas Näheres wißen sollten, wäre ich Ihnen /2/ für Mitteilung sehr dankbar, aus verschiedenen Gründen: einmal ist man neugierig, zweitens hat man sich mit tausenderlei Dingen einzurichten, namentl. mit Reise- u. Arbeitsdispositionen. Würde denn, wenn etwas aus München wird, dieses schon zu Oktober werden? Würde ich Gelegenheit zu gelegentl. experimenteller Arbeit im Röntgen'schen Institut haben oder muß ich mit solchen Anforderungen sehr vorsichtig sein? Würde ich einen Assistenten in München haben resp. mit/3/bringen können?

Übrigens laßen Sie alle diese Fragen unbeantwortet, wenn es gegen die Discretion ist.

Es würde mir schwerer werden von Aachen fortzugehn als man glauben sollte. Meine Tätigkeit und Stellung hier ist sehr angenehm und die Aachener Lebensbedingungen äußerst erfreulich.

Ihr A. Sommerfeld