München, den 10. XI. 1915
Lieber Wien!
Anbei eine Arbeit von Ewald, die tüchtig zusammengestrichene und erweiterte Dissertation desselben. E. ist als Feldröntgner in Rußland. Im Notfall trete ich bei der Correktur für ihn ein; es wäre mir aber natürlich sehr lieb, wenn er sich selbst dazu äussern kann. Deshalb bitte ich die Frist zur Erledigung der Correktur diesem besonderen Falle auf das Doppelte (4 Wochen) zu verlängern, wenn dadurch auch das Erscheinen der Arbeit verzögert wird. Die Arbeit ist, denke ich, recht wertvoll, schon deshalb, weil sie ja der Anstoss zu der Laue'schen Entdeckung war.
Epstein hat eine Note ca. Schachenmeier geschrieben hält sie aber auf Wunsch des letzteren bis zum Ende des Krieges zurück. Es scheint nichts von den ganzen Arbeiten Sch's übrig zu bleiben.
Ich sitze noch immer an den Dispersionsproblemen, über die ich Ihnen schon im Sommer erzählte. Ich hoffe die Sache allmählich ganz klar zu bekommen.
Wie traurig mit Boveri! Denken Sie bei der Besetzung auch an meinen Schwager Rhumbler in Hann. Münden. Er ist zweifellos ein sehr origineller Kopf. Sein Wunsch ist eigentlich in München zu bleiben, ich sähe ihn aber gern in grösserem Wirkungskreis. Er weiss natürlich /2/ nichts von dieser meiner leisen Anregung bei Ihnen.
Hasenöhrl ist nach der Phys. Ztschr. gestorben! Ich habe nichts darüber erfahren, ob er im Felde starb. Er war Automobilist.
Beste Grüße
von Ihrem A. Sommerfeld