München, den 22. XI. 1915
Lieber Wien!
Ich habe mit Röntgen und Gädecke gesprochen. Gädecke teilt mit, dass zwar 15000M eingekommen sind, dass aber die Unkosten 1000M betragen (Drucksachen und deren Versendung, Schreiben der vielen Couverte, die schliesslich nicht abgegangen sind). Hildebrandt kann also höchstens 14000M haben. Es wäre sehr unangenehm, wenn Boveri ihm versehentlich von 15000M gesprochen hätte. Gädecke, der deshalb zu Hildebrandt gehen soll, bittet nun um Hildebr. Brief sowie um Ihre eigenen Erinnerungen an etwaige Äußerungen Boveris, ob mit H. auf eine bestimmte Summe abgeredet ist - es wäre das ja äusserst voreilig gewesen ohne Zustimmung von Gädecke -. Ich zweifle übrigens nicht, dass es leicht sein wird, mündlich mit H. übereinzukommen. Ich würde selbst zu H. gehen, aber Gädecke legt augenscheinlich Wert darauf, sich weiterhin bei der Röntgen-Stiftung nützlich zu machen.
Die Idee mit der Glyptothek ist in der Tat aus Röntgens Wunsch entsprungen, seine Person nach Möglichkeit auszuschalten und die Büste als unpersönliches Kunstwerk zu markiren. Ich habe /2/ ihm zwar gesagt, dass er damit die Absicht der Spender hintertreibe, die nicht dem bair. Staat ein Kunstwerk, sondern der Universität und der Wissenschaft ein Erinnerungszeichen geben wollten. Es wird aber nichts helfen. Dagegen müssen wir darauf dringen u. werden zweifellos dafür die Genehmigung von Röntgen erhalten, einen zweiten Abguß für die Universität (Institut) und wohl auch (entsprechend gestriger Anregung) einen dritten für die Akademie herstellen zu laßen. Gädecke soll auch darüber mit Hildebrandt verhandeln. Hoffentlich geht das mit auf die 14000M.; wenn H. nur 12000M versprochen wären, wie wir wollten, so könnten wir jetzt leicht die 2 Abgüsse dazu bestellen!
Besten Dank für Ihre Mitteilungen wegen Seeman-Wagner, die ich weitergebe.
Beste Grüße v Ihrem
A. Sommerfeld.