Aachen 20. VI [1905]
Lieber College!
Sehr gerne schicke ich Ihnen die gewünschten Elektronen mit zwei anderen Sachen. Es ist eine Elektr.-Note III in den Göttinger Nachrichten im Druck. Damit denke ich einstweilen Schluß zu machen, es sei denn daß Kaufmann, der seine $\beta$-Strahlen Untersuchungen zu verschärfen im Begriffe steht, experimentell die deformirbaren Elektronen bestätigt; er gleubt die /2/ Genauigkeit soweit treiben zu können, daß er zwischen deformirbar und starr unterscheiden kann.
Auf Ihren intereßanten Brief vom vorigen Monat hätte ich Ihnen früher geantwortet, wenn ich Ihnen etwas Nützliches zu sagen gehabt hätte.
Die versprochene Untersuchung von Seitz wird mich vielleicht veranlaßen, eine frühere Rechnung über den Einfluß des Materials bei der Beugung zu Ende zu führen. Sie ruht seit 7 Jahren in meinem Schreib/3/tisch. Vielleicht kann ich in Meran darüber sprechen, wo ich hinzukommen gedenke. Die Fu.[nktionen] des elliptischen Cylinders sind äusserst spröde und die Litteratur darüber dürftig. Die Encyklopädie ist für vollständige Litteratur verantwortlich. Ich schicke Ihnen, was Wangerin darüber geschrieben hat, mit. Es scheint kaum etwas für uns Brauchbares zu sein. Bei kleiner Excentricität kann man natürlich die Fu. des ellipti/4/schen Cylinders durch Näherungsformeln mittels Bessel'scher Fu. ausdrücken. Bei großer Excentricität wird man wohl eine semiconvergente Entwickelung suchen müßen; doch weiß ich nichts darüber, wie sie zu finden ist.
Ihr Ansatz für das Gitter leuchtet mir durchaus ein; die Form der Diffgl. aber macht mir wenig Mut. Ich habe einen ganz genialen Assistenten, der einmal bei Ihnen den Doctor machen soll und der einen anderen Ansatz für das Gitter hat. Doch steht die Sache noch in weitem Felde.
Mit den besten Grüßen
Ihr A. Sommerfeld.