Charlottenburg, 23/12/97

Lieber Herr Kollege!

Die Ableitung der hydrodynamischen Gleichungen aus dem Hamiltonschen Prinzip habe ich selbst für die Hydrodynamik, die ich unter der Feder habe, durchgeführt. Sonst ist es meines Wissens bisher nicht geschehen. Da ich aber die allgemeinen Gleichungen auch für compressible Flüssigkeiten ableite, so erscheint der Druck im allgemeinen Falle als die Kraft, welche bei der Variation des Volumenelements um $\frac{\partial \delta x}{\partial x} + \frac{\partial \delta y}{\partial y} + \frac{\partial \delta z}{\partial z}$, die potentielle Energie um $p(\frac{\partial \delta x}{\partial x} + \frac{\partial \delta y}{\partial y} + \frac{\partial \delta z}{\partial z})$ ändert.

/2/ Im Grenzfalle für incompressible Flüssigkeiten ist dieser Beitrag Null und deshalb figurirt dieses Glied in der von Ihnen angegeben Form. In meiner Ableitung gestaltet sich die Ausführung der Variationen für den allgemeinen Fall ziemlich schwerfällig und ein geschickter Mathematiker würde die Ableitung wohl viel durchsichtiger ausarbeiten können. Ich werde das aber wohl nicht fertig bringen, zumal ich durch andere experimentelle Arbeiten über Kathodenstrahlen sehr in Anspruch genommen bin.

/3/ Zu Ihrer Hochzeit sage ich Ihnen meine allerherzlichsten Glückwünsche und hoffe, daß es mir in nicht zu langer Zeit möglich sein wird, Ihre Frau Gemahlin kennen zu lernen, der ich mich angelegentlichst zu empfehlen bitte.

Indem ich Ihnen auch ein frohes Fest wünsche verbleibe ich mit bestem Gruß

Ihr
W. Wien