Leiden, 27 März 1908.

Sehr verehrter Herr Kollege,

Es ist leider wirklich wie Sie fürchten; ich bin noch nicht mit dem Encyklopädieartikel fertig, und habe es sogar nicht weiter gebracht als daß ich die Disposition im Allgemeinen festgesetzt habe. Die Vorbereitung des Vortrages in Rom, wohin ich morgen mit meiner Frau reise, und viele andere Arbeit tragen Schuld an der Verzögerung. Indes /2/ hoffe ich sofort nach meiner Rückkehr (um Ostern) die Arbeit in Angriff zu nehmen und darf ich wohl versprechen, dann in höchstens zwei Monaten fertig zu sein.

Es gibt noch einen von mir unabhängigen Umstand, der eine Verspätung der Arbeit wünschenswert erscheinen läßt. Ich hörte nämlich von Voigt, daß er eine zusammenfaßende Behandlung der magneto-optischen Erscheinungen bei Teubner publiziert, und ich möchte dieses Buch in meinem Artikel berücksichtigen.

Anbei laße ich Ihnen zwei Bogen aus Wien's Artikel zukommen. Das Übrige werde ich auch gern /3/ lesen (obgleich das natürlich überflüßig ist); jedoch muß auch dieses bis nach meiner Rückkehr warten.

Ich bin sehr gespannt auf Ihre Untersuchungen über die Turbulenz. Es ist schön, daß Sie bereits in den ersten Jahren nach Ihrer Übersiedelung nach München zu so vieler Arbeit kommen; davon zeugen auch die Abhandlungen, die Sie mir von Zeit zu Zeit schickten, und für welche ich noch meinen Dank aussprechen muß.

Mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus

Ihr treu ergebener
H.A. Lorentz