Göttingen 13. III. 09.
Lieber Hr. Kollege!
Sie können denken, wie sehr mich Ihr Brief erfreut hat. Also doch!
Ich habe auch gerade mein Kolleg über Mechanik mit Kreiselbetrachtungen geschlossen, die aber Ihnen kaum Neues bieten werden (ich schicke Ihnen sonst auf Wunsch bei Gelegenheit das Heft).
Andererseits ist immer noch möglich, dass ich - zunächst wegen der Kultur d. Gegenwart - nächstens ein paar Tage nach München komme. Leider hat Dyck mir geschrieben, dass die Zeit, die ich hierfür in Aussicht genommen hatte: um den 4. April herum, so schlecht wie möglich /2/ passt; und ob ich sonst abkommen kann, ist angesichts der nun beginnenden Herrenhausverhandlungen völlig ungewiss.
Das Seminar-Protokollbuch soll Ihnen baldigst zugehen. Ich bezweifele übrigens, dass darin die Sache so schön herauskommt, wie sie gemeint war; die Studenten reproduzieren das, was ihnen ganz klar vorgetragen ist, oft nur sehr mangelhaft.
Was den Ach'schen Kreisel angeht, so schickte mir Prof. Hartmann gelegentlich Photographieen zu vertraulicher Kenntnißnahme. Er rühmt sich, dass er im Gegensatz zu Anschütz kein kompensierendes Ueberge/3/wicht brauche. Prandtl meint, dass es sich dabei wahrscheinlich um einen theoretischen Irrtum handele: man habe tatsächlich, bei der praktischen Aequilibrierung, ohne es zu wissen, ein für unsere Breiten zweckmässiges Uebergewicht angebracht.
Was unser Zusammenarbeiten angeht, so ist es gewiß am förderlichsten, dass Sie das Ms. gleich an Teubner geben und mir erst die Fahnen (möglichst 4 Exemplare, da ich Dr. Pfeiffer an der Korrektur beteiligen will) zuschicken. Da dürfen Sie dann freilich nicht übelnehmen, falls ich gelegentlich eine grössere Aenderung beantragen sollte.
Ihr ganz ergebener Klein.