18. 6. 07.
Werter Sommerfeld!
Von einer Fußtour durch den Harz zurückkehrend, finde ich Ihren Brief vor, und beantworte ihn umgehend, um Sie nicht zu lange auf Antwort warten zu lassen. Eine der Planck'schen Berechnungsweise analoge müsste sich in der Tat auch im Falle des bewegten Spiegels anwenden lassen. Doch ist als Grenzbedingung in diesem Falle nicht $\mathfrak{E}_{\xi \eta} = 0$, sondern $\mathfrak{E}'_{\xi \eta} = 0$ anzusetzen (Vergl. Abraham II S. 325. Gl. 196), weil nicht $\mathfrak{E}$, sondern $\mathfrak{E}' = \mathfrak{E} + \frac{1}{c} [\mathfrak{v} \mathfrak{H}]$ den Leitungsstrom im bewegten Metalle bestimmen soll. Eine auf dieser Grenzbedingung beruhende Betrachtung habe ich l.c. S. 335 gegeben, allerdings nur für senkrechte Incidenz; hier stimmt das Ergebnis durchaus mit /2/ dem aus den Energie- und Impuls-Sätzen folgenden überaus. Ich zweifle, obwohl ich es nie nachgerechnet habe, nicht daran, daß auch bei schiefer Incidenz zwischen den Resultaten der beiden Methoden Übereinstimmung herrschen wird, da beide Methoden auf denselben Grundhypothesen beruhen.
Es freut mich, daß Sie Lindemann abführen wollen; ich hatte nicht die Absicht, auf dieses Herrn Bemerkungen über meine Arbeit einzugehen. (Er hat mir übrigens keinen Separatabdruck seiner Publikation gesandt, was ich zu verschmerzen versuchen werde) Doch ist es gut, wenn er öffentlich widerlegt wird. Denn "es ist nichts so dumm, es findet doch sein Publikum".
Was macht übrigens die Enzyklopädie? Bekomme ich nicht in diesem /3/ Semester die Korrekturen? Das wäre doch eigentlich zu wünschen, zumal da ich im Winter vielleicht schon in Amerika sein werde, wo mir die Litteratur nicht so zur Verfügung steht, wie hier in Göttingen.
Mit bestem Gruße bin ich Ihr zu weiterer Auskunft gern erbötiger
M. Abraham