Göttingen 26. 1. 13.

Lieber Herr College!

Vielen Dank für Ihre sehr freundlichen Zeilen! Ich halte eine zusätzliche Äusserung zu Ihrer Abhandlung über die wir unzweifelhaft und leicht einig werden im Interesse der Sache sehr angemessen.

Darf ich, noch ohne Ihre Arbeit zu kennen, Einiges zu Ihrem Brief bemerken?

Die Idee, dass sich Seriendupletts und -tripletts durch anisotrop gebundene Elektronen erklären ließen, habe ich lange gehegt. Ich entsinne mich genau, so um 1900 herum Ihnen hier in meinem Zimmer die Vorstellung von homogenen Ellipsoiden positiver Ladung auseinandergesetzt /2/ zu haben, innerhalb deren die Elektronen sich bewegen. Sie findet sich auch in meinem Buch S. 69. Aber sie scheint mir nicht haltbar, nach meinen Untersuchungen aus den Herbstferien. Die bez. Arbeit lege ich bei; sie sollte zugleich mit der Münchner ausgesandt werden.

Die Zeeman-Effekte, zu denen ich hier bei kleinen Feldern komme, sind ganz andere, als bei Serienlinien beobachtet sind; so kann ich also [an] meine alte Idee nicht festhalten. Ich bin gespannt, wie Sie die Ihrige formuliert haben. (Natürlich komme auch ich für sehr starke Felder zu normalen Zerlegungen* Dies rettet aber die sog. Hypothese meines Erachtens nicht.) -

Was die Schwierigkeit der Einstellung des Molecüls im Felde angeht, so lege ich /3/ darauf nicht allzu viel Wert, weil es gar nicht nötig ist, die bez. Grundformeln in diesem Sinne zu deuten. Ich neige dazu, sie jetzt ganz phänomenologisch zu begründen, u. ich lege, das zum Zeichen, eine ältere Arbeit bei, [wodraus?] S. 897 in Frage kömmt. Im übrigen zeigt der Hauptteil der Arbeit an der Ritzschen Theorie das Gefährliche von Schlüssen aus der Betrachtung eines Moleküles. Alle die wirklich frappierenden Resultate, die Ritz so gefunden hat, verflüchtigen sich, wenn man den Absorptionsvorgang betrachtet, sie können also auch nicht bei der Emission [?] Systems zur Geltung kommen.

Sie werden von Ihren Annahmen ja auch leicht den Weg zur Absoprtion finden. Ich /4/ sollte denken, daß Sie zu meinen Formeln nur mit [???] gelangen möchten. Insbesondere könnte eine Koppelung der Schwingungen [?] z mit da man y [??] x und y nach Symmetrie doch nicht auftreten, wenn Ihre Gleichungen linear sind.-

Vorläufig bin ich noch nicht recht überzeugt, daß jede Kombination enger Linien bei hinreichend starken Feldern ein Triplett liefern muß, sondern halte für möglich, daß dies eine Eigentümlichkeit der speziellen Koppelung ist, die sich bei den Serienlinien findet.-

Ich bin gespannt auf Ihre Abhandlung, die gewiss, wie so viele von Ihnen, einen neuen Impuls giebt.

Treulich
Ihr W. Voigt.

*Dieser Fall ist in der bezüglichen Arbeit gemäß deren Zielen nicht verfolgt.