Brünn,

hauptpostlagernd,

den 9./VI. 1908.

Lieber Professor Sommerfeld!

Ihre sehr freundliche Karte vom 6. dss. Mts. ist mir an meine gegenwärtige Adresse |:Brünn, hauptpostlagernd:| nachgesandt worden. Seitdem ich vor etwa drei Wochen nach Österreich gereist bin, sowohl um meinen jüngsten Bruder, der mir durch ein tragisches /2/ Geschick entrissen worden ist, zu beweinen, als auch um dem letzten mir noch übrig gebliebenen Bruder Trost und Hilfe zu bringen, konnte ich noch nicht an eine Rückkehr nach München denken; denn mein zuletzt angedeuteter Kampf ist schwer ohnegleichen, und ich sehe das Ende noch nicht ab.-

/3/ Daß Sie und Ihre liebe Frau Gemahlin mich in so ernster Stimmung durch eine Erinnerung an eine heitere Stunde einer schöneren Vergangenheit haben erfreuen wollen, hat mich tief bewegt und ich bitte Sie Beide für Ihre gütige Einladung, der ich, wie Sie sehen, nicht habe folgen können, den Ausdruck /4/ des herzlichsten Dankes entgegenzunehmen von

Ihrem dankbar ergebenen
Dr. Schütz