[Juni 1912]

Hochgeehrter Herr Kollege!

Für Ihren freundlichen Empfang in München u. die viele Mühe, die Sie sich in unserer Berufungssache machen spreche ich Ihnen meinen besten Dank aus. Ich werde Sie über den Gang der Angelegenheit auf dem Laufenden erhalten, da ich wol [sic] weiß was für Spannungen mit derartigen Sachen verbunden sind. Es wird, wegen der Tagung der Bundesversammlung, an welcher der Erziehungsdirector theilnimmt, wol nicht bald eine E.R. Sitzung stattfinden; ich zweifle aber nicht daran, daß das beschlossen wird, was die zwei Experten vorschlagen u. in dieser Beziehung theile ich Ihnen mit, daß wir nur Laue [postiren?] werden, nach reiflicher Ueberlegung u. trotz [etzlicher?] Bedenken, die wir geäußert haben, z.B. betreffend Mitbethätigung /2/ am Laboratoriumsbetrieb, wozu wir seinerzeit Einstein u. dann auch Debye haben verpflichten können. Wir wissen schon, daß wir Debye nicht zu ersetzen prätendiren können.

Debye lebt gegenwärtig in höheren Himmeln[,] ich wünsche ihm nur, daß seine intimen Angelegenheiten bald in glatte Bahnen kommen u. die holländischen Philosophen in sich gehen.

Daß München eine famose Gegend ist, habe ich wieder erfahren u. genossen u. möchte nur hoffen, daß einer von dort gefunden wird, der es auch bei uns aushalten kann.

Mit besten Grüßen an Sie u. Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin

z. ergebenst
A. Kleiner.