Aachen 10. III. 06
Lieber Runge!
Sie erhalten hier eine Abhandlung, von der sie unschwer erkennen werden, dass viel Arbeit drinsteckt, nicht nur theoretische von mir sondern auch rechnerische von meinen Hilfskräften. Sie ist aus einem Gutachten hervorgegangen, das ich für den Verein deutscher Eisenhüttenl.[eute] abgeben sollte. Ich stelle Ihnen die Arbeit für Ihre Ztschr. zur Verfügung, muß mir aber aus beson/2/deren Gründen ausbedingen, dass die Correktur vor dem 1. December d.J. erledigt sein kann. Es tut mir leid dass die Arbeit wieder so lang geworden ist; ich schreibe aber immer so breit!
Ein Auszug aus der Arbeit erscheint sofort in d. Ing. Ztschr. Die Platten u. Abzüge zu den Fig. 13 und 14 werde ich schicken, wenn sie dort nicht mehr gebraucht werden.
/3/ //(In folgender Sache bitte ich um baldgef. Antwort. Mein Assistent Debye hat ein elektrotechn. Problem mit feinen mathem. Hülfsmitteln behandelt. Die Arbeit ist elektrot. u. math. sehr gut. Ein Auszug wird an die E.T.Z. geschickt. Die Arbeit selbst wird nur 8-10 Seiten in Ihrer Ztschr. betragen. Können Sie sie nicht bald drucken, so daß sie z.B. bis 1. August erscheinen kann? Sonst hat Blumenthal für die Math. Ann. eine derartige /4/ Beschleunigung zugesagt. Die Arbeit passt aber beßer zu Ihnen. Der Grund für die Beschl. ist der: Debye will einen Encykl. Art. machen u. möchte mit Recht vorher etwas publicirt haben, damit ich etwaigem Widerspruch gegen den homo novus begegnen kann.)//
Klein schreibt mir, daß Sie nicht abgeneigt sind zusammen mit Rügenberg (?) den Elektrot. Art. d. Enc. zu übernehmen. Das wäre ja sehr schön, voraus/5/gesetzt, dass Rügenberg wirkliche elektrotechn. Erfahrung und Umsicht besitzt wie ich annehme. Im übrigen habe ich noch einige andere Angebote, so dass ich mich noch nicht festmachen möchte. Die Entscheidung kann noch 1/2 Jahr aufgeschoben werden. Inzwischen würde es mir lieb sein zu hören, wie Ernst es Ihnen mit Ihrer elektrotechn. Bereitwilligkeit ist und wie /6/ Sie über Rügenberg denken.
Ich komme Ende März einige Tage nach Göttingen werde Sie aber wie ich höre leider nicht treffen. Ich bitte also um Ihre schriftl. Nachricht hierher.
Dank für Ihre teilnehmenden Worte zum Tode meines lieben Vaters!
Mit herzlichen Grüßen
Ihr A. Sommerfeld
/7/ Der Brief ist liegen geblieben und stimmt nicht mehr ganz. Die Arbeit von Debye wird nur etwa 5 Seiten werden, da sich die Sache noch wesentlich vereinfachen ließ. Wir werden sie direkt an Mehmke schicken, da Sie nicht mehr in Göttingen sein werden. Es wäre mir lieb, wenn Sie sich für baldiges Erscheinen verwenden könnten. Bei dem geringen Umfang wird das ja keine Schwierigkeit /8/ haben. Die Bedingung mit dem ersten August laßen wir aber fallen.
Viel Erholung und Genuß im Süden!
D. O.