München, den 1. Juli 1911
An das K. Generalkonservatorium der wissenschaftlichen Sammlungen des Staates
Betreff: Wahl des Hn. Dr. Max Planck, ord. Prof. der theoret. Physik an der Universität Berlin.
Die wissenschaftliche Persönlichkeit Planck's wurzelt in der Thermodynamik. Schon seine Dissertation (München 1879) ist dem zweiten Hauptsatz der mechanischen Wärmetheorie gewidmet, seine Habilitationsschrift (München 1880) behandelt die Gleichgewichtszustände isotroper Körper in [sic] verschiedenen Temperaturen. Als Göttinger Preisschrift gekrönt wurde die Monographie: das Prinzip der Erhaltung der Energie, 1887. Weitere selbständig erschienene Schriften aus demselben Gebiet sind: Grundriss der allgemeinen Thermochemie, Breslau 1893, und: Vorlesungen über Thermodynamik, Leipzig 1897 //haben wir// verdanken wir Planck die zuverlässigste und wirkungsvollste Darstellung des /2/ Gesamtgebietes der Thermodynamik.
Von den //thermodynamischen// Abhandlungen dieser Zeit sind besonders hervorzuheben: die thermodynamische Ableitung des Massenwirkungsgesetzes, von Goldberg und Waage und die Hypothese der Dissociation der Salze in verdünnten Lösungen, in der er sich mit Arrhenius begegnete, aus den Jahren 1897 und 88.
Inzwischen hatte durch Maxwell und Hertz die Elektrodynamik die führende Rolle in der theoretischen Naturerkenntnis übernommen. Anschliessend an die Arbeiten Willy Wiens stellte sich Planck das Programm, auf dem Gebiete der Strahlungstheorie die Elektrodynamik mit den thermodynamischen Principien zu durchdringen, welches Programm er in den Jahren 1895 bis 1902 mit seltenem Zielbewusstsein und vollem Erfold durchgeführt hat. Die Frucht dieser Arbeiten, welche mit den gleichzeitigen Meßungen der physikalisch-technischen Reichsanstalt Hand in Hand gingen, war das glänzend bewährte Planck'sche Strahlungsgesetz, mit seinen beiden universellen Constanten k und h, nächst der Lichtgeschwindigkeit wohl den wichtigsten Daten des Naturerkennens. Durch den Wert von k lehrte uns Planck die absolute Masse der Atome und die Grösse des elektrischen Elementarquantums bestimmen. Durch Einführung des Wirkungsquantums h eröffnete er /3/ der Naturforschung neue Bahnen, deren Ziel sich heute erst unbestimmt erkennen lässt. Wenn auch die Ableitung des Strahlungsgesetzes, insbesondere die Verwendung der Boltzmann'schen Principien der Statistik, nicht als endgültig befriedigend angesehen werden, so bleibt jedenfalls das auf diesem Wege gewonnen positive Ergebnis von fundamentalster Bedeutung. Zusammenfassende Darstellung in Theorie der Wärmestr. Leipzig 1908.
Charakteristisch für die Denkweise Plancks ist auch, dass er die jüngst entstandene Relativitätstheorie, die er als einer der ersten voll gewürdigt hat, in seiner Arbeit über die Dynamik bewegter Systeme mit der Thermodynamik verknüpft und dadurch vertieft hat.
Planck wurde geboren zu //München// Kiel am 23. April 1858, war Privatdocent an der hiesigen Universität von 1880 bis 1885, vertrat die theoretische Physik in Kiel von 1885-1889 und wirkt seitdem als Nachfolger Kirchhoffs in Berlin.