11. Mai 20.
Herrn Prof. Walter König, Giessen.
Sehr geehrter Herr College!
Die Anregung Ihres Herrn Collegen Hepding habe ich unserer Akademie vorgelegt. Auf Ihre einzelnen Fragen bin ich beauftragt zu erwidern:
1) Die Berliner Akademie hat die Einsetzung eines Hilfsausschusses für die Deutsche Wissenschaft (Vorsitzender Minister Schmidt, Berliner Mitglieder Diels, Haber, Planck) angeregt, wir haben in den Ausschuss unseren Präsidenten von Seeliger entsendet.
2) Es ist Aussicht vorhanden, dass durch internationale Cooperation in München eine süddeutsche Centrale geschaffen wird, welcher die englischen und amerikanischen Zeitschriften im Austauschwege zugeführt werden sollen.
3) Für den besonderen Giessener Plan empfehlen wir Anschluss an den allgemeinen bez. Berliner Ausschuss; es scheint uns schwer, den erforderlichen Zwang auf Buchhandlung und Verlag auszuüben. Den Tauschverkehr nehmen wir von der Akademie nur auf wenn er von der Gegenseite begonnen wird.
Ich erlaube mir gleichzeitig auf die Frage der Naturforscher-Gesellschaft zurückzukommen. Gegenüber meinem Antrag, die Sitzungen der D. Phys. Ges. wesentlich nach Giessen zu verlegen hat der Vorstand der D. Phys. Ges. und der Ges. für techn. Physik in der Mehrheit den Wunsch, dass die Sitzungen beider Sektionen, (die techn. Physik wird als besondere Sektion in Nauheim auftreten) womöglich in Nauheim abgehalten werden. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Versammlung in den Bädern Carlsbad /2/ und Meran besonders angenehm und //billig// verlaufen wären. Ein eintägiger Besuch in Giessen, auf den die Demonstrationsvorträge zu verlegen wären, würde wahrscheinlich zum Schluss angeschlossen werden. Die Einladung in Ihr Institut wurde mit bestem Dank zur Kenntnis genommen.
Die Ges. für techn. Phys. wünscht zu wissen, ob auch in Nauheim anschlüsse fur technischen Strom und Möglichkeit für Vorführungen besteht. Sehr wichtig wäre es vorläufig festzustellen, wie sich die Wohnungs- und Verpflegungspreise in Nauheim und Giessen stellen werden. Wenn wie ich immer noch vermute Giessen wesentlich billiger ausfällt, so würde man im Interesse unserer jüngeren Mitglieder doch wohl auf Nauheim verzichten. Ermässigte Eisenbahnpreise (im Sinne der Schülerfahrten) würden vom Vorstand der Naturforscher-Gesellschaft generell beantragt. Ich befürchte, dass sich manche junge Physiker schon durch die Eintrittskarte (20 Mark oder höher) von dem Besuch in Nauheim abhalten lassen werden; für die Giessener Teiltagung könnten wir auf ein besonderes Eintrittsgeld offenbar verzichten.
Ihre sehr liebenswürdige Logir-Einladung werde ich, auch wenn wir in Giessen tagen sollten, kaum in Anspruch zu nehmen brauchen[,] da ich dort Verwandte meiner Schwägerin (Frau Prof. Zöppritz) hab[e.]
Mit besten Grüssen
Ihr ergebenster