München, den 10. November 1923.

Lieber Born!

Ihren Brief fand ich erst gestern hier vor bei meiner Rückkehr aus der Schweiz. Ich teile Ihre Empörung über Hirzel. Leider habe ich zufälligerweise mit Debye nicht über die Physikalische Zeitschrift gesprochen, ich hörte aber, in Basel, dass Debye sich geäussert habe die Physikalische Zeitschrift würde Ende dieses Jahres eingehen. Das ist offenbar die Form in die Hirzel die Sache für Debye eingekleidet hat.

Ich habe nun sofort mit Wien gesprochen, dieser sagte mir, dass er einen Brief von Seeliger bekommen habe worin dieser ihm mitteilt Sie wären von der Redaktion zurückgetreten und er hätte die Redaktion übernommen. Wien hat Seeliger geantwortet, dass alle Zeitschriftenfragen vor den Vorstand der Phys. Gesellschaft (Himstädt) gehören. Er und ich raten Ihnen im gleichen Sinne, die ganze Angelegenheit an Himstädt zu übergeben. Ich habe auch Gelegenheit gehabt Zenneck zu sprechen der ja selbst noch im Vorstande ist, er war in Allem meiner Meinung, er bittet mich, Ihnen zu sagen, Seeliger hat sich an ihn, Zenneck, gewandt er solle in die Phys. Ztschft. eintreten. Er hat das abgelehnt, hat angenommen, dass Sie freiwillig ausgeschieden sind und steht der ganzen Aktion vollkommen fern.

Von der Mitteilung an die Institute würde ich zunächst absehen, eine solche persönliche Beschwerde wirkt immer unangenehm. Ich würde lieber abwarten ob Himstädt Ihnen nicht in irgend einer Weise Genugtuung verschaffen kann. Ihre Deutung der Motive Seeligers und seiner Hintermänner halte ich für richtig. Der Seeligerputsch ist ein gutes Gegenstück zum Hitlerputsch. Ihre Geschäftsführung wird ausser von den Fanatikern allgemein anerkannt.

/2/ Grüssen Sie Frank (trotz seiner Berliner Ablehnung) und Heisenberg. Ich bedaure, dass meine Antwort durch meine Schweizerreise verspätet eintrifft, hoffe aber, dass sie nicht zu spät kommt.

Herzlich
Ihr