München, den 20. Juli 1926.

Lieber Franck!

Sie haben mir freundlich Ihr Buch zuschicken lassen, das soviel wichtiges und wohlgeordnetes Material enthält. Ich sage Ihnen und Herrn Jordan herzlichen Dank.

Dass Sie sich hinsichtlich der Quantenzahlbezeichnungen jetzt ganz auf meinen (und Pauli's etc.) Standpunkt stellen, freut mich. So kann man hoffen, dass bald eine Einigung erzielt wird.

Ihre These, dass die zusammenfallenden Wasserstoffniveaus auch physikalisch gleich sein müssen, und dass es daher keine metastabilen Zustände beim Wasserstoff gäbe, hat zunächst etwas bestechendes. Ich glaube aber Ihre These wird sich nicht ha[l]ten lassen angesichts der tatsächlich vorhandenen Intensitätsanomalien. Ich habe mit Unsöld eine berichtigende Note in der Zsch. f. Phys. geschrieben, welche auch kurz auf die Metastabilität nochmals kurz eingeht. Ich hörte übrigens in England, dass Sie schon lange bevor mir die Metastabilitätsmöglichkeit im Anschluss an Hansen und Gehrke aufgegangen war, darüber haben experimentieren lassen.

Noch eines: Ich bin zur Hundertjahrfeier von Volta für 1927 nach Como zu einer kleinen Bonzenkonferenz eingeladen. Ich habe grosse Bedenken hinzugehen, weil ich annehme, dass die Italiener die Gelegenheit nicht vorüber gehen lassen werden Politik zu machen und Mussolini vorzuführen. Wenn Sie jemand wissen, der hingeht oder absagt, wäre es mir sehr lieb, dies zu erfahren.

Mit herzlichen Grüssen
Ihr gez. A. Sommerfeld