München, den 12. November 1925.
Li[e]ber Professor Lewis!
Es wird mich sehr freuen, wenn die folgenden Aeusserungen dazu dienen können Professor Birge zu nützen. Ich habe die Arbeiten von Herrn Birge stets als besonders zuverlässig und eindringend angesehen und bewundere die Energie mit der er seine Zahlenrechnungen bis zur äussersten Genauigkeit durchführt.
Als ich 1922 nach Amerika kam, interessierte mich ganz besonders die exacte Discussion der Feinstrukturtheorie in der Herr Birge zahlenmässig weiter vorgedrungen war, als ich selbst.
Noch wichtiger sind seine Untersuchungen über die Cyanbanden und ihre Tem[p]eraturunabhängigkeit. Die Sonnentemperatur durch Vergleich ihrer Cyanbanden mit denen in irdischen Lichtquellen zu ermitteln, ist ein wunderschöner Gedanke. Auch das anschliessende Problem der allgemeinen Relativitätstheorie (Rotverschiebung bei den Cyanbanden) hat Herr Birge mit großem Scharfsinn discutiert. Für die 4. Auflage meines Buches war es wichtig, dass Herr Birge die von Runge herrü[h]rende Annahme wiederlegte, die Cyanbanden wären in Wirklichkeit Stickstoffbanden. Birge konnte zeigen, dass der Kratzer'sche Beweis dieser Annahme nicht schlüssig sei.
Zusammen mit Brackett hat Herr Birge interessante Zusammenhänge der Spektren in der natürlichen Reihe der Elemente entwickelt, die gestatten[,] durch Extrapolation unbekannte Terme vorherzusagen. Diese Untersuchung ging Hand in Hand mit Arbeiten von Bohr, der sich aber wesentlich auf die Zusammenhänge innerhalb der Horizontalreihen des periodischen Systems beschränkte.