Pasadena, Cal., 18. Februar 1929.

Sehr geehrter Herr Kollege!

Ich bitte Sie, mir freundlichst die Namen derjenigen beiden Herren mitzuteilen, die Ihnen gesagt haben, dass für meine Beratung der Fakultät die angebliche persönliche Feindschaft zwischen Ihnen und mir wesentlich gewesen sei, damit ich diese Herren zur Rechenschaft ziehen kann. Auf anonyme Verdächtigungen kann ich nicht antworten. In der Tat sehe ich es als beleidigende Verdächtigung an, zu behaupten, dass ich mich in einer Angelegenheit, in der ich als Sachkundiger zu gutachten hatte, von anderen als rein sachlichen Gesichtspunkten hätte leiten lassen.

Dass die Fakultät meine Vorschläge über die Berufungsliste eingeholt hat, ist selbstverständlich. Aber sie ist diesen Vorschlägen nicht in allen Punkten gefolgt. Nicht ich, sondern die Fakultät trägt daher die Verantwortung für die Berufungsliste.

Was unsere wissenschaftlichen Differenzen betrifft, so wissen Sie, dass ich die Bedeutung Ihrer Entdeckungen in meinem Buche aufs stärkste betont und zur allgemeinen Anerkennung gebracht habe. Auf eine vor sechs Jahren erschienene Broschüre, in der Sie mich einer engen Quanten-Orthodoxie beschuldigt haben, habe ich geglaubt, nicht antworten zu sollen, weil sie nichts Tatsächliches enthielt. Dagegen habe ich auf eine Reihe sachlicher Einwände, die Sie mir vor etwa acht Jahren im Jahrbuch für Elektronik gemacht haben, in sachlicher Weise geantwortet. Dasselbe wird zweifellos Schrödinger tun, wenn Sie gegen seine Theorie polemisieren werden.

Die Offenheit Ihres Briefes weiss ich zu schätzen; ich antworte in ebenso offener Weise.

Mit bestem Gruss Ihr ergebener
[A. Sommerfeld]