München, den 28. Februar 1939.
Lieber Heisenberg!
Ich habe heute eine ausführliche Unterredung mit dem Rektor Brömser über meine Nachfolge gehabt. Bei der Schilderung der gegenwärtigen Sachlage halte ich mich wörtlich an die Äusserungen des Rektors:
Es lagen zwei Gutachten vor, eines von Gerlach und mir, in dem eine Reihe von Anfragen des Reichskultusministeriums (z.B. vom 15. X. 38) beantwortet werden und der Satz vorkommt: "Rektorat und Fakultät sind niemals in ihrem Wunsche wankend geworden, diesen Gelehrten (nämlich Heisenberg) für München zu gewinnen", ein zweites Gutachten von der Dozentenschafts-Führung, in dem die Liste: Malsch, W. Müller, und Falkenhagen aufgestellt wird. Der Dekan hat sich dem zweiten Gutachten angeschlossen. Der Rektor hat nach Anhörung des Senats die Entscheidung dem Berliner Ministerium überlassen, mit der Motivierung, dass eine Einigung zwischen den Standpunkten der beiden Gutachten in München nicht zu erzielen sei. Der Rektor wird Anfang nächster Woche in Berlin sein und im Ministerium klarstellen, dass er, wenn das Ministerium für Sie entscheiden würde, nichts dagegen zu erinnern haben werde. Er nimmt an, dass auch Dekan und Dozentenschafts-Führung nicht opponieren werden.
Es wird mich sehr freuen, wenn Sie durch Ihre Beziehung zum Stabe der SS unter Benutzung dieses Briefes erreichen können, dass ein Druck auf das Kultus-Ministerium zu Gunsten Ihrer Nachfolge ausgeübt wird. Die Schwierigkeit liegt darin, dass nach Angabe des Dekans die massgebende Stelle der Partei gegen Ihre Berufung ist.
Ihr getreuer
[A. Sommerfeld]