München, den 1. Februar 1934.
Lieber Kollege Raman!
Herr Peierls bittet mich, ihn für die Stelle eines Assistant Professor an Ihrem Institut zu empfehlen, die in Nature Nr. 3349 vom 6. Januar ausgeschrieben ist. Ich tue dies mit gutem Gewissen, Peierls ist ein scharfsinniger, kritischer Mann, der besonders in der Elektronentheorie der Metalle und ihrer wellenmechanischen Verfeinerung mitgearbeitet hat. Er studierte in München, ging aber nach Leipzig, als ich 1928 meine Reise nach Indien antrat. Später war er Assistent von Pauli.
Ich will aber gleich noch eine andere Empfehlung hinzufügen, welche mit der ersten konkurriert. Mein alter Schüler und Freund L. Hopf schreibt mir, dass er hoffe, eine Stelle in Indien zu erhalten, nachdem er seine Professur in Aachen verloren hat. Er ist neben Karman und Prandtl der beste Fachmann in Hydrodynamik und Aerodynamik, aber auch auf allen anderen Gebieten der klassischen Physik kompetent. Er hat hübsche populäre Bücher über Relativitätstheorie und partielle Differential-Gleichungen der Physik geschrieben. Er ist ein hervorragender Lehrer, ist auch über Quantenmechanik gut orientiert und hat darüber Vorlesungen gehalten. Er ist auch ein besonders angenehmer Mensch und Kollege.
Peierls ist unverheiratet, Hopf hat Frau und 5 Kinder. Dies ist der Grund, weshalb ich ein besonderes Wort für Hopf einlegen möchte. Ich nehme an, dass auch er sich um Ihre Stelle beworben hat oder noch bewerben wird. Seine Familie würde er nicht oder nur zum Teil nach Indien mitnehmen. Hopf ist ebenso wie Peierls jüdischer Abstammung.
Ich hoffe, dass es Ihnen, Lady Raman und Ihren Kindern an dem neuen Wohnsitz gut geht und dass Ihre Tätigkeit dort ebenso erfolgreich sein wird, wie in Calcutta. Ich bitte Sie, auch Professor Metcalf von mir zu grüssen, der mich während meiner Krankheit in Bangalore so freundlich gepflegt hat.
Ihr getreuer
[A. Sommerfeld]