München, den 5. VII. 47

Lieber Gerlach!

Ihr eingehender Brief vom November ist immer noch nicht beantwortet. Entschuldigen Sie! Das Leben ist jetzt auch für einen Emeritus so kompliciert!

Von Bethe habe ich eine glatte Absage, ebenso von Wentzel (Zürich), Bechert und Kronig. Die Bereitwilligkeit Schrödingers herzukommen war zu unbestimmt u. auf zu lange Sicht, ebenso die von Hund. Dass Gans nach Argentinien wollte, stand von Anfang an fest; dass er so plötzlich gehen musste, war eine Katastrophe. Ich habe es wirklich nicht daran fehlen lassen, ihm hier die Wege zu ebnen.

Gestern habe ich das Gutachten für Bopp als a.o. Prof. geschrieben. Der Referent verspricht mir, die Berufung zu beschleunigen. Mit ihm zusammen soll und will Fues als Honorarprofessor fungieren, indem er alle 8 oder 14 Tage von Stuttgart herüberkommt, wo er Ordinarius bleibt. Das ist in Anbetracht seiner Gesundheits- und Wohnverhältnisse das Einzige, was wir von seiner rührenden Hilfsbereitschaft annehmen können.

Dieses Semester bin ich eingesprungen mit "Übungen", die in Wirklichkeit mein Assistent als Vorlesung abhält. Ich habe sie nur persönlich eingeleitet u. werde sie mit 2 Stunden Vortrag beschliessen. Ihr Gedanke mit Kappler war glänzend. Seine Übungen (Vektorr.[echnung]) werden von meinen Assistenten bestritten.

Ich habe eigentlich bedauert, dass Sie die Reichsanstalt abgelehnt haben, in ihrem u. Ihrem Interesse. Ich sagte schon der lieben Ruth, dass Sie mit dem Übertritt in die /2/ amerik. Zone vorsichtig sein sollten. Sie wissen, dass die Fakultät trotzdem neuerdings darum vorstellig geworden ist. Im nächsten So.[mmer-]Se.[mester] will Herzfeld als Gastprofessor herkommen. Laporte hatte das für dies Semester angeboten, musste es aber leider zurückziehen.

Meine Frau grüsst herzlich,* ebenso Ihr

A. Sommerfeld

*Das tut sie wirklich!