Das Projekt
Ziel ist die Erschließung der wissenschaftlichen Korrespondenz Arnold Sommerfelds. Dies erfolgt durch eine Auswahledition und eine Datenbank. Neben der im Sommerfeldnachlaß vorhandenen Korrespondenz, die sich im Archiv des Deutschen Museums befindet, werden auch die Briefe Sommerfelds aus anderen Archiven und Privatsammlungen herangezogen, soweit sie dem Projekt zugänglich sind. (Eine systematische Durchforstung aller möglichen Archivstandorte nach Sommerfeldkorrespondenz kann jedoch nicht durchgeführt werden.)
Die Kombination von elektronischer Vollerfassung und editorischer Auswahlerschließung stellt eine neuartige Form der Aufbereitung wissenschaftshistorischer Quellen dar; das Projekt eröffnet daher auch in methodischer Hinsicht neue Perspektiven für die Wissenschaftsgeschichte.
Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierte Projekt wurde von den Professoren Jürgen Teichmann (Deutsches Museum), Harald Fritzsch (Universität München) und Arnulf Schlüter (Bayerische Akademie der Wissenschaften) beantragt. Es umfaßt anderthalb Stellen (Dr. Michael Eckert, Karl Märker) sowie Sachmittel. Innerhalb von 5 Jahren (Projektbeginn war zum 1. April 1995, die Datenbankprogrammierung wurde schon ein halbes Jahr früher begonnen) sollen möglichst alle aufgefundenen Briefe erfaßt und inhaltlich erschlossen werden. Zur Zeit sind mehr als 6100 Briefe bearbeitet, der erste Band der Edition ist erschienen und das Manuskript für den zweiten abgeschlossen.
Die primäre Erfassung geschieht - nachdem jeder Brief gescannt wurde - in einer Datenbank. Dabei werden die formalen und inhaltlichen Charakteristika der Dokumente aufgenommen. Zu den formalen Eingaben zählen Korrespondenzpartner, Datierung, Dokumentart, Absendeort, Sprache, Schrift, Umfang und Archiv. Für die inhaltliche Erschließung wird für jeden Brief eine kurze Zusammenfassung erstellt (maximal 10 Zeilen); die im Brief vorkommenden Personen, Institutionen und Reihen werden nach Möglichkeit vollständig erfaßt. (Unter Reihen werden hier Zeitschriften, Handbücher usw. sowie im Zusammenhang mit Sommerfeld wesentliche Druckwerke - etwa Atombau und Spektrallinien - verstanden.) Darüber hinaus werden in Stichworten wichtige wissenschaftliche, geschäftliche oder politische Inhalte festgehalten. Im Brief direkt angesprochene Literatur wird nur im Rahmen des für die Edition Notwendigen aufgenommen oder wenn sie aus dem Zusammenhang eindeutig erkennbar ist. Ein vorläufiger Blick auf das bislang aufbereitete Material ist - in einem aus rechtlichen Gründen eingeschränkten Umfang - durch die Online-Nutzung möglich, die Teile der Datenbank in HTML-Form präsentiert. Am Projektende wird es auf CD-ROM veröffentlicht werden.
Aus dem umfangreichen Bestand wurden rund 600 Briefe für die Edition ausgewählt. Sie umfaßt zwei Bände sowie das Internetangebot auf CD-ROM und erscheint im GNT-Verlag. Sie folgt dem Muster anderer Briefeditionen zur Physik des 20. Jahrhunderts (Albert Einstein, Niels Bohr, Wolfgang Pauli). In dieser ausführlich kommentierten Auswahledition finden neben den wissenschaftlichen Inhalten auch die in der Geschichte der modernen theoretischen Physik bislang nicht sehr gut dokumentierten Facetten der disziplinären Entwicklung (Publikationswesen, Berufungsfragen usw.) besondere Beachtung. Jeder Band gliedert sich in Zeitabschnitte, die unter einem Hauptthema stehen.
Die ausgewählten Briefe werden in chronologischer Reihenfolge ungekürzt in der Originalsprache abgedruckt. Die Transkription soll den ursprünglichen Brieftext weitestgehend erhalten (d. h. es wird keine Anpassung an heutige Rechtschreibung und Sprachgewohnheiten vorgenommen). Die Kommentierung erfolgt in drei Stufen: durch einleitende Essays, Zwischenkommentare und eine detaillierte Annotation jedes Einzelbriefes. Die Essays stellen die großen Zusammenhänge der jeweiligen Epoche dar; Kommentare zwischen den Briefen werden eingefügt, wenn sonst deren Zusammenhang nicht klar ist; in den Anmerkungen zu den Briefen werden in knapper Form die nötigen Bezüge für das Detailverständnis hergestellt (Personen identifiziert, angesprochene Vorkommnisse erklärt, Literatur angegeben usw.)
Der erste Band umfaßt den Briefwechsel der Jahre 1892-1918, beginnend mit dem Auftakt der Sommerfeldschen Karriere in Göttingen, Clausthal und Aachen; in den folgenden Abschnitten werden die Anfänge der theoretischen Physik in München und der Ausbau des Bohrschen Atommodells ins Zentrum gerückt.
Der zweite Band enthält die Briefe von 1919-1951. Am Anfang steht die erste Auflage von Sommerfelds Atombau und Spektrallinien, am Ende seine durch den Tod 1951 unterbrochenen und von seinen Schülern posthum fertiggestellten Vorlesungen über theoretische Physik.
Im ersten Band steht Sommerfelds eigene Arbeit und seine Karriere als theoretischer Physiker im Mittelpunkt; im zweiten Band wird den publizistischen Aktivitäten Sommerfelds, seiner Rolle bei Berufungsfragen sowie den politischen Angriffen gegen die theoretische Physik im Nationalsozialismus das Hauptinteresse gewidmet.
Der erste Band ist Ende 2000 erschienen, der zweite folgt im Frühjahr 2004 und kurz darauf der CD-ROM-Band. Der Umfang jedes Bandes beträgt rund 700 Seiten. Auf der CD-ROM befindet sich das Internetangebot, die Online-Nutzung.
Seite 226, 8. Zeile von oben: Statt "sofort sofort" richtig "sofort".
Seite 227, Fußnote 3: Statt "Thomsonscher" richtig: "Thomsonsche"
Brief [119]Seite 324, 12. Textzeile von unten: Statt "ihres" richtig "Ihres".
Brief [151]Seite 361, 4. Zeile des Brieftextes: Statt "auf gerauhte" richtig "rauh gemachte".
Brief [213]Seite 490, 16. Zeile von oben: Statt "gibt" richtig "giebt".
Konkret wird als Betriebssystem OS/2, als Datenbank DB2, zur Scanneransteuerung Impos/2 und als 'Editor' Emacs verwendet. Die Datenbankprogrammierung erfolgte mit REXX, doch ist eine Umstellung auf Java geplant; für Konvertierungen wird auch Elisp eingesetzt. Zur Datensicherung stehen ein QIC-Streamer (1 GB-Bänder) sowie ein magnetooptisches Laufwerk mit 540 MB-Medien zur Verfügung.
Der Rechner, anfangs ein 486er mit 66 MHz und 32 MB Hauptspeicher, besitzt heute einen mit 233 MHz getakteten Pentium-II-Prozessor und verfügt über 128 MB Hauptspeicher sowie 15 GB Festplattenplatz. (Die komprimierten Bitmapscans benötigen zur Zeit knapp 3 GB.)
Sicher befinden sich noch viele Sommerfeldbriefe in Archiven von Universitätsinstituten und privaten Nachlässen. Wir bitten um Hinweise bei der Suche nach solchen, bislang unbekannten Briefbeständen. Auch Hinweise auf einzelne Briefe Sommerfelds, Vorlesungsmitschriften oder anderes einschlägige Quellenmaterial werden dankbar entgegengenommen.
Mitteilung bitte per
Email: Sommerfeld@lrz.uni-muenchen.deoder normaler Post:
Sommerfeld-Projekt
Start Biographie Projekt Online-Suche